Entrevistas

Interview mit der Pianistin Margarita Höhenrieder

Juan Carlos Tellechea
miércoles, 26 de abril de 2023
Margarita Höhenriede © 2022 by Mat Hennek Margarita Höhenriede © 2022 by Mat Hennek
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Die renommierte Pianistin Margarita Höhenrieder ist eine exquisite Interpretin von Ludwig van Beethoven, dem genialen Komponisten, der sie seit ihrer frühesten Kindheit begleitet und dem sie in Kürze eine neue CD mit schönen, weniger bekannten Stücken von ihm widmen wird. 

Als unverbesserliche Romantikerin hat Höhenrieder kürzlich eine bezaubernde CD mit Musik von Frédéric Chopin vorgelegt, auf der sie die unermessliche Schönheit der Werke des polnischen Meisters entdeckt. Als Schülerin von Anna Stadler und Ludwig Hoffmann an der Hochschule für Musik und Theater München sowie von Leon Fleisher am Peabody Institute in Baltimore war Höhenrieder einst die jüngste Klavierprofessorin der Bundesrepublik Deutschland. Heute unterrichtet und begleitet sie an der Münchner Musikhochschule, an der sie auch studiert hat, neue Generationen von talentierten Pianisten.

Margarita Höhenrieder hat freundlicherweise an Mundoclasico.com Interview gegeben. Hier sind ihre exklusiven Aussagen:

Juan Carlos Tellechea: Ich möchte dieses Interview mit der Frage beginnen, was Sie am meisten bedrückt und was Sie im Moment am meisten befriedigt, sowohl in Ihrem Leben als Mensch, als Lehrer und als Konzertpianistin?

Margarita Höhenrieder: Seit etwa einem Jahr bedrückt mich am meisten der furchtbare Krieg in der Ukraine. Er belastet alles: mein Leben, meine Lehrtätigkeit und meine Konzerttätigkeit. Darüber hinaus bereitet mir auch generell das immense Wachstum der künstlichen Intelligenz, eine Art „Entmenschlichung” große Sorgen...

Doch ich möchte jetzt lieber Ihre positive Frage beantworten, was mich am meisten befriedigt.

Margarita Höhenriede. © 2022 by Mat Hennek.Margarita Höhenriede. © 2022 by Mat Hennek.

Authentisch leben zu dürfen bedeutet mir sehr viel. Auch die Balance zwischen Familie und Konzertleben spielt für mich natürlich eine wichtige Rolle. Ich habe sehr viel Glück gehabt in meinem Leben, deshalb ist es mir immer schon ein Bedürfnis gewesen, mich für diejenigen zu engagieren ,die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Und mich vor allem für begabte junge Musiker einzusetzen!

Und jeder Mensch braucht natürlich Anerkennung! Vor kurzem schickte ich Alfred Brendel meine neue Chopin Aufnahme und er schrieb mir daraufhin scherzhaft, ob ich vielleicht Polin sei, weil er in meinem Spiel eine so natürliche Annäherung an die Mazurken spüre. Das hat mich außerordentlich gefreut- diese kleinen Dinge bringen Farbe ins Leben.

Wie ist Ihre familiäre Beziehung zu den Dorniers? Gibt oder gab es Musiker in Ihrer Familie? Sind Sie die einzige Musikerin in der Familie. Wie kam es dazu?

Ich bin verheiratet mit dem 2.Enkel des berühmten Flugzeugpioniers Claude Dornier, der übrigens immer einen Flügel in seinem Wohnhaus hatte und gerne Klavier und auch Zither spielte. Es gibt einige Künstler in der Dornier Familie: Mein Mann Cristián z.B. ist ein begnadeter Architekt. Er hat mir einen wunderschönen Musikpavillon gebaut. Über seinen jüngsten Bruder Camilo, dem ich früher Klavierstunden gab und der später ein hervorragender Jazzpianist wurde, haben mein Mann und ich uns kennengelernt.

Meine Mutter hatte sehr schön Klavier gespielt, aber sie spielte nur für sich. Als ich fünf Jahre alt war brachte sie mir die Noten bei und kurz darauf erhielt ich meinen ersten Klavierunterricht bei Anna Stadler, sie war eine Art Münchner Geheimtipp !

Während wir dieses Interview führen, veranstaltet das Cervantes-Institut in Brüssel ein Forum mit dem Titel "Frauen in der Musik", an dem Komponistinnen, Musikerinnen, Musikjournalistinnen, Musikwissenschaftlerinnen und ganz allgemein Frauen teilnehmen, die eng mit der Musik verbunden sind. Wie beurteilen Sie die derzeitige Situation der Frauen in der Musik, beobachten Sie eine positive oder negative Entwicklung, was ist Ihr Lob, was ist Ihre Kritik, Ihre Anprangerung oder Ihre Ermahnung in dieser Hinsicht?

Hier sollte man unbedingt differenzieren! Hervorragende Komponistinnen, Dirigentinnen, Geigerinnen und Pianistinnen gibt es mittlerweile viele. Sie werden inzwischen wahrgenommen von der Gesellschaft. Was für ein gewaltiger Fortschritt, wenn man bedenkt, wie schwer es z.B. Clara Schumann oder Fanny Mendelssohn hatten, sich zu ihrer Zeit als Komponistin durchzusetzen. Heute werden Komponistinnen wie z.B. Sofia Gubaidulina oder Françoise Choveaux wahrgenommen. Vor etwa 50 Jahren stand die Pianistin Martha Argerich einsam an der Spitze. 

Heute werden in vielen Musikuniversitäten vor allem Professorinnen gesucht. Eigentlich wundert es mich, daß die Zahlen der Musikerinnen von Rang im Vergleich zu den männlichen Kollegen wieder nach unten gehen...

Wie sehen Sie die jungen Talente der neuen Generation, und was würden Sie ihnen besonders raten?

Es gibt viele neue Talente in der neuen Generation. In den Universitäten studieren sehr viele asiatische StudentInnen. Ich schätze, das Verhältnis zu europäischen StudentInnen liegt etwa 80% zu 20%. Ich würde in sehr vielen Fällen zu einem Doppelstudium raten, um notfalls wechseln zu können.

Spielen Sie lieber Orchesterkonzerte oder Solo-Recitals?

Ich spiele am liebsten Orchesterkonzerte und Kammermusik - ich möchte gerne inspirieren beim gemeinsamen Musizieren und ich lasse mich gerne inspirieren...

Sie konzentrieren sich auf ein sehr anspruchsvolles, aber relativ begrenztes Repertoire; Sie sind jedoch auch Zeitgenössischer Musik gegenüber aufgeschlossen. Welche Philosophie steckt dahinter?

Mit 10 Jahren etwa fing ich an, Beethoven zu spielen. Beethoven und seine fünf Klavierkonzerte, die es auch von mir auf DVD als Konzert Livemitschnitt gibt, haben mich mein ganzes Leben begleitet. An ihnen bin ich künstlerisch gereift. Auch an seinen Sonaten für Klavier und Cello, die ich mit dem wunderbaren Cellisten Julius Berger zusammen aufgenommen habe. Es ist aber viel weniger bekannt, daß ich z.B. mit dem Schweizer Klarinettisten Eduard Brunner oder dem französischen Trompeter Guy Touvron sehr viel impressionistische Musik gespielt und auch aufgenommen habe. Daß ich u.a. auch Tangos Argentinos spiele oder Stücke von der Jazz - Legende Errol Garner.

Ich bin nicht nur zeitgenössischer Musik sehr aufgeschlossen, ich selbst experimentiere gerne. Sehr viel Erfolg und Begeisterung erntete ich z.B. mit dem gemeinsamen Kunst- und Musikprojekt: „2 left hands“ zusammen mit dem bekannten deutschen Maler Bernd Zimmer. Bei unserer Performance malt Bernd Zimmer nur mit der linken Hand und ich spiele auf dem Klavier nur Stücke für die linke Hand - sie ist meiner Meinung sowieso die kreativere von beiden Händen. Es ist eine Performance von außergewöhnlicher Expressivität...

Besonders die Vorlieben zu Bach, Mozart, Beethoven, Clara und Robert Schumann, Chopin und ... Harald Genzmer begleiten Sie seit vielen Jahren. Wie fanden Sie zu diesem Komponisten?

Wie ein Traum am Rande der Unendlichkeit. © 2020 by Margarita Höhenrieder.Wie ein Traum am Rande der Unendlichkeit. © 2020 by Margarita Höhenrieder.

Mit 17 Jahren lernte ich Harald Genzmer über meinen von mir hochgeschätzten Lehrer an der Musikhochschule in München, Ludwig Hoffmann, kennen. Es war der Anfang einer lebenslangen Freundschaft. Mich hat von Anfang an die unglaubliche Vitalität von Genzmer fasziniert. Sie ist in fast allen seinen Kompositionen zu spüren. Und als Mensch lernte ich von ihm, unbeirrbar auf seine innere Stimme zu hören, sich von Strömungen, welcher Art auch immer, nicht beeinflussen zu lassen. Genzmer, der wohl bekannteste Schüler Paul Hindemiths, war meistens begeistert von der Art, wie ich seine Kompositionen interpretierte (er war immer von meiner Vorliebe für besonders schnelle Tempi fasziniert) und widmete mir u.a. seine 4. Klaviersonate, sein Konzert für Klavier, Trompete und Streicher und sein letztes großes Werk - eine Fantasie des Abschieds „wie ein Traum am Rande der Unendlichkeit“ für Klavier und Flöte, welches ich mit Emmanuel Pahud in Rom zur Uraufführung brachte.

Sind Sie wirklich von Natur aus eine unverbesserliche Romantikerin?

Ja, das bin ich, Sie haben mich durchschaut :)

Werke von Chopin auf einem Pleyel-Klavier... welche interessanten Erfahrungen haben Sie bei dieser Aufführung gemacht? Welches andere Projekt bereiten Sie derzeit vor?

Pieza enlazada

Jahre lang war ich auf der Suche nach dem authentischen Chopin Klang. Ein Pleyel Flügel von 1855 in einer Sammlung in der Nähe von Hamburg verzauberte mich und entführte mich schon nach den allerersten Tönen in ein anderes Jahrhundert! Für Frédéric Chopin war ein Pleyel Flügel das „non plus ultra“ der Pianos. Ich spüre es eindeutig: auf keinem anderen Instrument kommt die Eleganz und Schönheit, die Melancholie und Zartheit der Chopinschen Musik authentischer zum Ausdruck. Mein nächstes Aufnahme-Projekt sind die traumhaft schönen, völlig unterschätzten Bagatellen von Beethoven und danach sehen wir weiter...

Vielen Dank, Frau Margarita Höhenrieder, für Ihre Aus
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